Kasachstan stimmt für Bau eines Atomkraftwerks

In einem Referendum hat das kasachische Wahlvolk für den Bau eines AKW gestimmt. Bisher wird in Kasachstan kein Atomstrom produziert.

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Blick in den Reaktor von Aqtau

Blick in den Reaktor von Aqtau

(Bild: gemeinfrei)

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In Kasachstan hat das Wahlvolk in einem landesweiten Referendum für den Bau eines Atomkraftwerks gestimmt. Laut dem vorläufigen Ergebnis haben 5,56 Millionen Wähler dafür gestimmt, das sind 71,12 Prozent der abgegebenen Stimmen, berichtet das kasachische Staatsfernsehen, das sich dabei auf die Zentrale Wahlkommission in der Hauptstadt Astana beruft. An der Abstimmung hätten sich rund zwei Drittel der etwa 12 Millionen Stimmberechtigten beteiligt, damit sie die notwendige Mehrheit für die Gültigkeit erreicht.

In Kasachstan wird seit Jahren darüber gestritten, ein Atomkraftwerk zu errichten. Obwohl das Land große Öl- und Gasreserven hat, gibt es Probleme mit der Energieversorgung. Bisher sei Kasachstan dank großer eigener Kohlevorkommen ohne Atomstrom ausgekommen, erklärt die Regierung. Allerdings steige der Verbrauch, die Kraftwerke seien veraltet, es gebe Umweltprobleme und die Gesundheit der Menschen in der Umgebung der Kraftwerke leide.

Da Kasachstan zugleich auch Uranvorkommen besitzt, könnte Atomstrom die Lösung sein. Allerdings gibt es auch im Land Bewegungen gegen Atomkraftwerke. Daher hatte Präsident Kassym-Schomart Tokajew beschlossen, das Volk darüber abstimmen zu lassen.

Die niedrigste Wahlbeteiligung lag laut zentraler Wahlkommission in Almaty, wo sich knapp 23 Prozent der Wahlberechtigten an der Abstimmung beteiligten. Almaty im Südosten der ehemaligen Sowjetrepublik ist der wahrscheinliche Standort des künftigen AKW, soll eine Mehrheit der Kasachen für den Bau gestimmt haben. Das AKW soll laut kasachischer Regierung nach bisherigen Planungen am Ufer des Balchaschsee errichtet werden. Experten der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) habe vor einem Jahr bestätigt, dass nichts gegen den geplanten Standort spreche.

Noch vor dem Referendum war über die mögliche Vergabe des Bauauftrags an ausländische Firmen nachgedacht worden. Neben dem chinesischen Kraftwerksbetreiber CNNC, der südkoreanischen KNHP werden auch die französische EDF, die US-amerikanischen Unternehmen GE-Hitachi und Nuscale sowie die russische Rosatom in Betracht gezogen.

In Aqtau am Kaspischen Meer steht ein stillgelegtes AKW, das von 1973 bis 1999 brutto 90 MWe Strom produzierte. Der Reaktor beheizte eine Meerwasserentsalzungsanlage.

(anw)